19.Juli 2012, Holzgau - Zams

Unser heutiges Ziel ist die Zams. Wir stehen gegen 6.45 Uhr auf und frühstücken um 7.15 Uhr. Das Wetter ist nach wie vor herrlich. Blauer Himmel, aber ab morgen soll es schlechter werden. Bereits heute Nachmittag soll es teilweise heftige Gewitter geben. Na hoffentlich geraten wir nicht in die Unwetter auf. Das müssen wir nicht unbedingt haben.
Gegen 8 Uhr brechen wir auf. Die Pensionschefin gibt uns noch eine Brotzeit mit auf den Weg, Obst und die restlichen Semmeln: "Ihr könnt das gut brauchen". Danke schön.
Um 8.15 Uhr sind wir beim Gasthaus zum Bären. Wir warten auf das Wandertaxi der Firma Feuerstein. Das Taxi bringt uns übr den Nachbarort Bach nach Madau, bis zur Materialseilbahn der Memminger Hütte. Normalerweise ein 4 Stunden Marsch (10,5km), meist auf geteerten Geh-/Fahrradwegen oder direkt auf der Straße. Das muss nicht sein, da macht man sich nur die Füße kaputt. Die Fahrt kostet 15 Euro/Person. Wir haben Glück, nächste Woche wird wohl die Straße neu gemacht und da ist hier dann alles gesperrt.

Kurz darauf biegen wir in Bach rechts weg in das Madau Tal. Die Straße wird enger, ist jetzt nicht mehr geteert und führt mäßig steil nach oben. Die Straße ist für Kfz gesperrt. Nur das Taxi Feuerstein und Gäste des Bergasthauses Hermine dürfen die Straße benutzen. Teilweise ist der Weg jetzt sehr eng und es geht hier ziemlich steil nach unten. 

Gegen 9 Uhr kommen wir an der Materialseilbahn an. Wir haben Glück, der Wirt belädt gerade die Seilbahne mit Lebensmittel und wir können unsere Rucksäcke mit dazupacken. Normalerweise werden die Rucksäcke hier gesammelt und erst hochgefahren wenn die Gondel voll ist. Das kann dann schon mal einen ½ oder 3/4 Tag dauern.
Kurz nach 9 Uhr starten wir zum Aufstieg.

Der Weg verläuft anfangs auf schmalen, verwachsenen Almwegen und steigt in Serpentinen nach oben. Nach knapp einer Stunde erreichen wir Wiesengelände und haben tolle Ausblicke zurück auf die Allgäuer und Lechtaler Berge, die wir gestern überschritten haben.

Wir erreichen einen wunderschönen Wasserfall, queren das Flußbett

und steigen an der linken Seite des Wasserfalls nach oben

Danach geht’s noch ca.30 Minuten über Almweiden bis wir den sehen  gewaltigen Kessel um die Memminger Hütte (2242m) sehen.

Wow, sehr beeindruckend. Die Berge sind alle um die 2700m hoch. Rechts daneben die Freispitzgruppe mit teilweise bis zu 600m hohen Wänden

Wir erreichen die Hütte. vor der Tür wehen tibetanische Gebetsfahnen. In den Sommermonaten arbeitet auf der Hütte ein Sherpa aus Kathmandu, der u.a. auch selbstgemachte Produkte aus Nepal verkauft. Wir kaufen ein Halsband und warme Mützen.

Wir holen die Rucksäcke und fragen nach dem Wetter. Die Wirtin empfiehlt uns so schnell wie möglich abzusteigen. Heute sollen schwere Unwetter kommen und das Wetter morgen soll sehr schlecht sein. Dadurch kann der Übergang bzw. Abstieg sehr schwierig sein. Wir machen erst mal Paue und  nach ca. 1 Stunde brechen wir auf. Vorbei an den 3 Seewiseen wird uns der Weg über die Seescharte runter ins Inntal nach Zams führen. Insgesamt noch eine knapp 6 Stunden Tour.
Nach 5 Minuten erreichen wir den ersten, den unteren Seewisee. Hier laufen duzende von Haflinger frei herum.

Wir umrunden den See und steigen dann in einem Kar hoch.
Der Weg ist ziemlich steil und durch teilweise loses Geröll muss man aufpassen wo man hintritt. Immer wieder kommen wir an Schneefelder vorbei. 
Wir gewinnen rasch an Höhe und erreichen nach knapp 45 Minuten den zweiten, den mittleren Seewisee. Dieser ist teilweise bis in den Sommer hinein noch zugefroren 

Dunkle Wolken ziehen auf. Ein heftiger Wind bläst uns entgegen. Der Weg wird noch steiler und noch gerölliger. Der starke Gegenwind erschwert den Aufstieg. Mit dem großen, schweren Rucksack muss man aufpassen, daß man vom Wind nicht umgerissen wird.
Ganz oben das gezackte ist die Seescharte, da gehts rüber ins Inntal.

Weitere 20 Minuten später sehen wir den dritten Seewisee. Wir sind jetzt kurz unterhalb der Seescharte, der Übergang ins Inntal. Die letzten 10 Minuten müssen wir kraxeln und der Weg ist Seilversichert.

Dann sind wir oben (2599m) und blicken Richtung Inntal. Wir sehen zuerst steil unten das Lochbachtal, dann die markante Silberspitze und ganz hinten auch den Venetberg, der uns morgen erwartet

Nochmal klettern wir zurück zum Übergang - ein letzter Blick zurück und dann geht’s bergab.

Der Weg verläuft sehr steil und steinig in Kehren nach Unten.

Wir sehen bereits nach kurzer Zeit die Oberlochalm, aber das täuscht. Bis dahin sind es noch gut 1 ½ Stunden. Vor unseren Augen ein gewaltiges Massiv mit Gatsch Kopf, Simeles Kopf und Blankahorn alle zwischen 2800m und knapp 3000m. Wir erreichen die Oberlochalm. Vor uns die Silberspitze.

Aber für Pause bleibt keine Zeit. Erstens ist die Hütte geschlossen (der Wirt ist auf der Unterlochalm) und zweites hat sich das Wetter schlagartig verändert. Dunkle Gewitterwolken ziehen in raschem Tempo über die Berge auf uns zu. Wahnsinn wie schnell das geht. Wir geben Gas. Der Weg verläuft entlang des Lochbachs, ein kleiner plätschernder Gebirgsbach, zuerst über Wiesen und dann über Nadelmischwald. Plötzlich beginnt es zu regnen.  Naja werden wir halt ein wenig naß. Dann plötzlich donnert und blitzt es. Shit, Gewitter in den Bergen – nicht gut, gar nicht gut. Zur Unterlochalm dürften es nur noch gut 10-15 Minuten sein. Wir gehen schneller. Es blitzt und donnerst jetzt öfters und heftiger. Der Abstand zwischen Donner und Blitz wird kürzer. Wie war das gleich mit Gewitter in den Bergen? Stecken weg, irgendwo eine Mulde suche, reinlegen und warten bis das Gewitter vorüber ist. Am besten noch 20 Minuten länger warten bis sich die Luft elektrisch entladen hat. Genau so machen wie es..... nicht. Wir laufen so schnell wie es geht über freie Almwiesen und Wälder und queren Lichtungen. Ziemlich außer Atem erreichen wir die kleine Unterlochalm Hütte. In einem Partyzelt hinter der Hütte können wir uns unterstellen.  Jetzt erst mal Pause, was trockenes anziehen, Regenbekleidung überziehen und ein Bier trinken - aber eins mit Stoff, das muss jetzt sein.
Mittlerweile regnet es ziemlich heftig und es blitzt und donnert ganz gewaltig. Der Regen geht in Hagel über. Oh Mann, ausgerechnet jetzt und hier. Vor uns liegt das Zammer Loch.
Original Text aus unsrem Wanderführer: „Der felsige Steig hoch über den Lochbach wurde für das Inntaler Milchvieh aus dem Fels gesprengt. 1890 stiegen das letzte Mal über diesen Steig 120 Kühe für den Sommer zur Ober- und Unterlochalm auf. Da der Auf-und Abstieg sehr beschwerlich und gefährlich war wurde jedes Rind von einem Treiber begleitet. Heute nutzen diesen Weg nur Wanderer. Das Zammer Loch heizt sich im Hochsommer gewaltig auf und der nicht enden wollende Abstieg über den schotterten Steig fordert seinen Tribut – viele laufen sich Blasen oder klagen über schmerzende Beine oder Knie. Im oberen Teil ist der Steig zudem stellenweise recht ausgesetzt.“

Na das hört sich ja super an. Genau das richtige für Regenwetter. Gott sei Dank es hört auf zu hageln und der Regen wird leichter. Wir warten bis es 10 Minuten nicht mehr blitzt oder donnert und brechen dann auf. Hilft nix, runter müssen wir irgendwann mal. Eingepackt in Regenklamotten stapfen wir los.

 

Plötzlich nach 10 Minuten – blauer Himmel und Sonnenschein. Wir ziehen die Regenbekleidung wieder aus und gehe weiter zum Zammer Loch. Der Abstieg ist toll. Wir haben spektakuläre Ausblicke in die Schlucht. Der friedlich plätschernde Lochbach ist jetzt ein breiter, reißender Fluss der tief unter uns talwärts strömt. Der Weg ist angenehm nicht zu steil und gut zu gehen. Sicher es geht auf der rechten Seite ein paar hundert Meter runter, aber er ist auch gut 2 Meter breit, also überhaupt nicht schlimm da könnte man mit dem Auto fahren.

Nach knapp ½ Stunde haben wir den ersten Blick auf Landeck und Zams. Jetzt ist es nicht mehr weit.

Der letzte Teil des Abstiegs ist allerdings nicht gut markiert, über Wurzeln und Steine geht es in Serpentinen nach unten. Hier könnte man sich tatsächlich die ein oder andere Blase laufen. Wir können schon die Autos der Inntal Autobahn hören und sehen. Aber der Weg ziiiiieeeeht sich. Nach gut 2 Stunden sind wir dann unten.

Jetzt noch kurz in der Pension anrufen, dass wir im Ort angekommen sind. Wir erreichen einen Radweg, der parallel zur Autobahn verläuft. Ihm folgen wir, überqueren auf einem Steinschlagschutz die Autobahn und marschieren Richtung Dorfmitte zum Treffpunkt an der Kirche. Kurz darauf, um 18.45 kommt das Shuttle und bringt uns zur Bergpension Gasthof Kreuz. Mittlerweile hat es wieder zugezogen und es regnet. Wir erfahren, dass wir heute die einzigen Gäste im Hotel sind. Gut für uns, schlecht fürs Personal

Jetzt aber erst mal duschen und frische Klamotten anziehen. Unsere verschwitzten und dreckigen Sachen können wir an der Rezeption abgeben. Die werden, während wir Abendessen, gewaschen und getrocknet. Ist im Preis inbegriffen. Super Service.

Wir bekommen ein 3 Gänge-Menü: Rindssuppe mit Gemüse und Nudeln, selbstgemachte Spätzle mit Putenstreifen und als Dessert einen Apfelstrudel. Dazu einen schönen Grünen Veltliner. Perfekt!

Gegen 20.30 Uhr ist bereits unsere Wäsche fertig. Gegen 21 Uhr fallen wir ins Bett und schlafen durch bis 06 Uhr früh.

Heutige Wanderungen:
Gesamt: 17,9 km Länge, 1595 Hm im Aufstieg, 2111 Hm im Abstieg.
1.Holzgau – Memminger Hütte - Unterlochalm
2.Unterlochalm – Zams